• Continental stellt Menschen in den Mittelpunkt jeder Produktentwicklung
• Nutzererlebnis ist heute entscheidend für Erfolg neuer Technologien
• Forschung mit Psychologen, Virtual-Reality-Technik und Wizard-of-Oz-Fahrzeugen
Die Auto-Industrie steckt im größten Umbruch seit Erfindung des
Automobils. Digitalisierung, Vernetzung, teilautonome Fahrfunktionen und vor allem das sich
rasant wandelnde Nutzerverhalten der Menschen erfordern neue Mobilitätskonzepte. Das
Automobil wird zum vielzitierten Smartphone auf Rädern. Zum allzeit vernetzten Endgerät. Zu
einem Partner, der über intelligente Sprachassistenten, 3D-Displays und mit innovativen
Funktionen mit dem Nutzer interagiert. Künftig werden hochautomatisierte Fahrzeuge den
Insassen immer mehr Raum für Entspannung und Unterhaltung bieten. Eine positive
Nutzererfahrung (User Experience oder kurz UX), ist heute essenziell für den Erfolg neuer
Fahrzeuge.
Das bedeutet: Die Entwicklung neuer Automobile wird immer komplexer. „Eine große
Herausforderung ist es zu antizipieren, was der Mensch in fünf bis zehn Jahren und darüber
hinaus für Wünsche, Bedürfnisse und Erwartungen an Kommunikations-, Unterhaltungsinhalte und
an Mobilitäts-Lösungen, haben wird“, erklärt Guido Meier-Arendt, Principal Expert Human Machine
Interface (HMI) bei Continental. „Dafür müssen wir die Mobilität neu denken. Wir werden künftig
zum Beispiel vermehrt cloud-basierte Dienste anbieten. Das Automobil wird zum Teil eines
Mobilitätsnetzes, in dem unterschiedliche Verkehrsteilnehmer nahtlos miteinander kommunizieren.
So entsteht ein ganzheitliches und sicheres Mobilitätserlebnis.“
Continental verfolgt dabei einen nutzerzentrierten Entwicklungsansatz: Die Bedürfnisse des
Menschen stehen im Mittelpunkt aller technologischen Entwicklungen. Das klingt
selbstverständlich – ist aber eine extrem vielschichtige Aufgabe. „Der erste Schritt bei jeder
Entwicklung lautet: den Nutzer und seinen Kontext zu verstehen“, sagt Guido Meier-Arendt. „Die
Crux dabei ist: Bedürfnisse und Erwartungen hängen sowohl von der aktuellen Situation ab als
auch von zeitlich überdauernden Nutzereigenschaften.“
Als Technologieunternehmen müssen wir herausfinden, was der Mensch wirklich benötigt – auch
wenn er das selbst vielleicht nicht artikulieren kann, weil die dafür erforderliche Technologie noch
gar nicht entwickelt wurde. Neben einem systematischen Einbinden des Nutzers in die
Technologieentwicklung wenden wir auch Ansätze zur HMI-Visionsentwicklung an,“ erklärt Meier-
Arendt. Zukunftsstudien, aktuelle Nutzungstrends etwa aus den Bereichen Unterhaltungselektronik
und Video-Gaming sowie verschiedenste kulturelle, soziologische und demografische Faktoren
werden analysiert und berücksichtigt. So bekommen die Continental-Expertinnen und -Experten
eine erste Vorstellung davon, welche Lösungen das mobile Leben künftig sicherer, komfortabler
und effizienter machen.
Psychologen sind heute entscheidend für eine positive Nutzererfahrung
Um diese Strategie nicht nur zu entwickeln, sondern in der täglichen Entwicklungsarbeit im Spiegel
echter Testpersonen-Eindrücke zu überprüfen und anzupassen, beschäftigt Continental in ihren
Forschungs- und Entwicklungszentren rund um den Globus neben Ingenieuren, IT-Experten,
Fachkräften für Künstliche Intelligenz oder Big Data sowie Medien- und Grafikdesigner auch
Verkehrspsychologen, um künftigen Nutzerbedürfnissen auf die Spur zu kommen.
Ein solcher Experte für Nutzerverhalten ist Sebastian Weiss. Der Psychologe ist Human Factors
Researcher. Weiss hat Psychologie im Master-Studiengang „Human Performance in Socio-
Technical Systems“ studiert und ist damit gefragter Spezialist für Ingenieur- und
Verkehrspsychologie. Für Continental spürt er den Bedürfnissen der Menschen und damit der
Nutzer von morgen nach – und übersetzt diese in Empfehlungen für künftige
Technologielösungen. Weil es aber nicht immer zielführend ist, den Menschen direkt nach seinen
Wünschen und Bedürfnissen zu fragen, stehen Sebastian Weiss und seinem Team ein
umfangreiches Portfolio an psychologischen Kommunikations-Prozessen und Hightech-Labor-
Equipment zur Verfügung.
Im Virtual-Reality-Labor zum Beispiel testen Probanden Innovationen in virtuellen Verkehrswelten.
Dazu bietet eine umgerüstete Premium-Limousine einen 180-Grad-Blick aus einem echten Cockpit
heraus auf virtuelle Straßensituationen, die auf großen Monitoren vor dem Demonstrator
eingespielt werden. „Wir stellen den potentiellen zukünftigen Nutzer in den Fokus unserer
Entwicklung und beziehen ihn bereits in frühe Konzeptphasen mit ein“, erklärt Sebastian Weiss.
„Entscheidend ist dabei, den Menschen immer im Zentrum aller Überlegungen und Versuche zu
sehen.“ In jeder Phase einer Entwicklung testen Probanden die neue Technologie, das neue
Produkt. In umfangreichen Interviews wird ausgelotet, ob etwa die Informationsdarstellung auf
einem neuen Display intuitiv verständlich ist. Ob die Effizienz der Interaktion des Nutzers mit der
Technik gesteigert wurde. Ob sich der Level der wahrgenommenen Sicherheit erhöht hat. Und
eine ganz zentrale Frage dabei ist: Hat der Mensch Vertrauen in die angebotene Technologie?
„Vertrauen ist ein entscheidender Faktor“, sagt Continental HMI-Experte Meier-Arendt. „Je mehr
Fahrzeuge hochautomatisiert und künftig auch vollautonom operieren, desto wichtiger ist das
Vertrauen der Nutzer in die Technik. Es gehört zu den größten Herausforderungen im modernen
Automobilbau, Konzepte und Lösungen zu entwickeln, die dem Menschen das Gefühl vermitteln:
Hier bist du sicher, du kannst dich auf die Technik hundertprozentig verlassen.“
Autonome Testfahrten im Wizard-of-Oz-Fahrzeug
Wie aber muss eine Technologie gestaltet sein, damit der Mensch Vertrauen fasst? Um ein
realistisches Feedback auf die Wirkung neuer Produkte zu erhalten, setzen die Entwickler von
Continental in Kooperation mit den hauseigenen Psychologen zum Beispiel sogenannte Wizard-of-
Oz-Fahrzeuge ein. Dabei wird den Testpersonen suggeriert, dass sie in einem autonom lenkenden
Automobil fahren – obwohl hinter einem Vorhang auf dem Beifahrersitz ein Continental-Ingenieur
das Auto via Rechtslenkung steuert. Zuletzt wurde das Verhalten von Probanden während einer
täuschend echt wirkenden autonomen Fahrt getestet und von Kameras aufgezeichnet. Die
Testpersonen sollten telefonieren, Nachrichten schreiben, sich zur Rückbank umdrehen, essen
und trinken. Auf dieser Datenbasis wird ein Algorithmus trainiert, um für jeden Nutzerzustand im
Cockpit eine passende Antwort des intelligenten Monitoring- und HMI-Systems zu generieren. In
einer weiteren Fahrt mit einem „Wizard of Oz“-Fahrer werden diese Technik-Feedbacks erneut mit
Probanden getestet: Ist der Kopf nach hinten gedreht, vibriert etwa der Sitz – um die
Aufmerksamkeit auf die warnende Display-Anzeige zu richten. Alternativ werden Audio-Warn-
Signale eingespielt. Im Anschluss wird in detaillierten psychologischen Interviews ermittelt: In
welcher Situation, mit welchem Feedback fühlten sich die Testpersonen am sichersten und
wohlsten?
In einem anderen Versuch wurde die Interaktion von Fußgängern mit autonom steuernden Autos
sowie Lieferrobotern getestet. Dafür stattete Sebastian Weiss mit seinem Team die Testpersonen
mit Virtual-Reality-Brillen aus. In künstlichen, aber realistisch wirkenden Straßenszenen wurden
virtuelle Fahrzeuge mit verschiedenen Lichtwarnsystemen bestückt. Mal leuchteten Warnlichter auf
der Motorhaube, mal waren Lichter rund um die Karosserie angebracht und mal wurde kein
zusätzliches Lichtsignal gegeben. „Der Schutz schwächerer Verkehrsteilnehmer ist zentral in der
Entwicklungsarbeit von Continental“, sagt Sebastian Weiss. „Ob ein Lösungsvorschlag aber auch
funktioniert, sehen wir erst in Tests mit echten Menschen – natürlich in der sicheren Umgebung
einer virtuellen Welt. Wie interagieren Menschen mit autonom fahrenden Mobilen? Welche Signale
animieren zum Kreuzen der Straße, welche zum Halten, welche verwirren vielleicht? Bewegt sich
nur der vom autonomen System detektierte Fußgänger, oder fühlt sich auch der vom Lkw auf der
Nebenspur verdeckte Fahrradfahrer angesprochen? Lassen sich Aussagen zu autonomen Pkw
auch auf andere Mobilitäts-Lösungen wie Lieferroboter übertragen?“
Technologien mit echtem Mehrwert erzeugen positive Nutzererfahrung
Die Ergebnisse aus den umfangreichen Versuchen und psychologischen Erhebungen fließen dann
in die konkrete Gestaltung neuer HMI-Lösungen. Hier kommen Experten wie Jochen Möller ins
Spiel, Senior Expert User Experience & Interaction Design bei Continental. Möller, studierter Media
System Designer, entwickelt mit seinem Team aus Ingenieuren und Designern vor allem
innovative Displaytechnologien. „Unser Ziel bei Continental ist es, Technologien zu entwickeln, die
einen echten Mehrwert für den Nutzer schaffen. Der kann ganz praktisch orientiert sein, etwa die
Möglichkeit aus dem Auto heraus über ein intelligentes Display Bezahlungen tätigen zu können.
Aber auch ein emotionaler Mehrwert ist essenziell für ein positives Nutzererlebnis, wenn sich zum
Beispiel die Haptik einer Oberfläche oder eines Drehknopfes einfach gut anfühlt.“
Wann so ein Mehrwert wirklich geboten wird, ob der Nutzer das kreative Schaffen von Jochen
Möller zu würdigen weiß, wird dann wieder in umfangreichen Probanden-Tests ermittelt. Auch das
Interesse von Kunden, die natürlich selbst Marktforschung mit Unterstützung von Psychologen
betreiben, ist ein Anhaltspunkt für den voraussichtlichen Erfolg einer Entwicklung. Ein weiterer
Indikator ist die Auszeichnung mit Branchen-Awards. So wurden zuletzt gleich mehrere
Displayinnovationen von Continental prämiert. Für sein Driver Identification Display erhielt das
Technologieunternehmen beispielsweise den CES Innovation Award. Das Fahrer-Identifikations-
Display von Continental und ihrem Partner trinamiX ist das weltweit erste Automobildisplay für den
Fahrzeuginnenraum, das eine berührungslose, sichere Authentifizierung des Nutzers ermöglicht
und damit den Komfort im Automobilbereich steigert. Auch beim German Design Award 2023
waren die Continental Displaylösungen erfolgreich. Das Technologieunternehmen wurde unter
anderem für seine elegant zurückhaltende Vision für den Fahrzeuginnenraum, das Luxury
Minimalism Concept, ausgezeichnet. Daneben konnte das Curved Ultrawide Display die Jury des
Awards überzeugen.